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Paula Grünewald, geb. Fischbach

*25.03.1889 in Meinerzhagen als Tochter von Jacob (Jg. 1851) und Emma

(Jg. 1861), geb. Stern

Ausbildung als Verkäuferin

1913 wohnhaft bei Leopold Speyer, dessen Geschäft in der Hauptstraße 72 sie mit ihrer Schwester Emilie Fischbach pachtet

25.03.1919 Heirat mit Sally Grünewald aus Waldgirmes/Kreis Wetzlar

Frühjahr 1939 Wegzug von Herdecke nach Köln, letzte Adresse in Köln: Hardefuststraße 8

07. 12.1941 von Köln nach Riga deportiert und ermordet

 

 

Die Familie Fischbach ist eine in Meinerzhagen alteingesessene Familie. Beide Eltern stammen aus Meinerzhagen. Neben Emilie als ältestes Kind haben sie weitere drei Mädchen (Paula, Elisa und Johanna) und zwei Jungen (Julius und Oskar). Der frühe Tod der Tochter Johanna mit 17 Jahren führt letztlich zum Selbstmord der Mutter im Jahre 1921. Die anderen drei Töchter und ihre Ehemänner werden Opfer des Holocaust. Dagegen können sich die zwei Söhne mit ihren Familien in die USA retten.

Paula verlässt früh ihre Familie, um in Herdecke in Leopold Speyers Geschäft für Manufaktur- und Weißwaren zu arbeiten, wo bereits ihre Schwester Emilie Anstellung gefunden hat. Später übernehmen beide das Geschäft in Pacht.

Nach der Heirat mit Sally Grünewald 1919 übernimmt dieser die Leitung des Geschäftes, Paula konzentriert sich auf die Erziehung des Sohnes Heinz (Jg. 1919). Die Grünewalds sind hochangesehene Bürger der Stadt Herdecke.

Nach 1933 ändert sich die Situation für die Familie. Das Geschäft bringt immer weniger ein. In der sog. Kristallnacht am 9. November 1938 werden die Fensterscheiben eingeworfen, der Laden geplündert. Vater und Sohn werden festgenommen und über das Polizeigefängnis Dortmund in das KZ Sachsenhausen geschafft. Am 15. 12. 1938 werden sie dort entlassen.

Die Nationalsozialisten verbietenden Grünewalds die Weiterführung ihres Geschäftes, wodurch sie ihre Lebensgrundlage verliehren. Ein sog. Treuhhänder wickelt das Geschäft ab und überweist große Teile des Vermögens der Grünewalds an das Deutsche Reich. 

Verzweifelt versucht die Familie, Deutschland zu verlassen. Aber lediglich der Sohn Heinz kann nach England einreisen, die Eltern finden kein Land, das sie als Flüchtlinge aufnimmt. Sie müssen im Nazi-Deutschland bleiben und ziehen von Herdecke nach Köln. Der Sohn geht nach dem Krieg in die USA und lebt dort bei dem Onkel Julius Fischbach und dessen Familie. Im JAhre 1954 begeht er aus tiefer Depression Selbstmord.

 

Familie Grünewald in den 1930er Jahren (Foto: Eve Lee)

Zweiseitiger Antrag auf Ausstellung einer Kennkarte vom 29. 12. 1938

(Quelle StadtA Herdecke)

 

Verlegung der Stolpersteine vor dem Wohn- und Geschäftshaus der Grünewalds in der Hauptstr. 72 durch den Künstler Gunther Demnig im September 2006

(Foto: W. Creutzenberg)

Grabstein von Heinz Grünewald aus New Jersey/USA (Foto: Eve Lee)

 

Im Oktober 1941 begannen in Köln die Deportationen der jüdischen Bürger in den Osten. Mit dem Schreiben der „Synagogengemeinde Köln“ vom 13. 11. 1941 wurden alle Kölner Juden auf die nächste Deportation eingestimmt. Die genaue Festlegung, wen es dieses Mal treffen sollte, erfolgte später. Paula Grünewald und ihr Mann wurden für die dritte Deportation bestimmt, die ursprünglich nach Minsk gehen sollte, aber kurzfristig nach Riga umgelegt wurde. Der Transport ging ab Bahnhof Deutz-Tief in alten Personenwaggons der 3. Klasse und dauerte drei Tage. Die ca. 1000 Kölner Juden waren der erste Transport aus Deutschland, der in das Ghetto von Riga geschafft wurde. Die ankommenden Kölner stießen in den Straßen und Unterkünften auf die Spuren des unmittelbar vorher hier erfolgten Massenmords an 25.000 lettischen Juden.

Paula Grünewalds weiteres Schicksal ist ungeklärt. Ist sie an den unmenschlichen Bedingungen im Ghetto von Riga gestorben oder ist sie bei einer der Erschießungsaktionen in den Wäldern von Biķernieki  umgebracht worden, in dem zwischen 1941 und 1944 mindestens 35.000 Juden ermordet wurden? Wir wissen es nicht.

 

 

http://www.museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/pages/1196.aspx?s=1196&buchstabe=G

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-wetter-und-herdecke/familie-gruenewald-erlitt-tragisches-schicksal-in-herdecke-id8671192.html